Die rätselhafte Abwesenheit der Veronica K.
Wenn die Polizei nicht an ein Verbrechen glaubt: Chronik der Ermittlungen in einem Vorort von Berlin Man fand sie gefesselt und verwirrt im Schuppen des Carports – eine Diplomatengattin aus Malaysia und ihre Erfahrungen mit deutschen Behörden.
Schildow – Sie soll es erfunden haben, alles. Muthama Köhler, Rufname Veronica, 34, soll nie überfallen, entführt und geschlagen worden sein, nicht von Rechtsradikalen, nicht von irgend jemandem. Veronica Köhler soll sich stattdessen in ihrem Reihenhaus im Berliner Vorort Schildow selbst verletzt haben, so dass Blutergüsse am Kopf, im Brustkorb und über der Hüfte entstanden sind, so dass sie am Ohrläppchen und am Mundwinkel blutete. Veronica Köhler soll sich einen Streifen ihres schulterlangen Haares mit einer Schermaschine abrasiert und dann mit einer Schere noch mehr Haar abgeschnitten haben, das sie in zwei Tüten unter ihren Kleidern versteckte. Sie soll ihren Slip im Schritt zertrennt und die Beine ihrer Strumpfhose abgeschnitten haben. Daraus soll sie eine Fessel für ihre Füße und einen Knebel für den Mund gewunden haben. Dann müsste sie sich im Schuppen des Carports an ihrem Haus auf den Boden gesetzt und begonnen haben, mit dem Handy wahllos Freunde anzurufen, die Stimme verändert und weinerlich, die Worte konfus, bis sie am anderen Ende ihr Mann Michael, damals 35, an dem Kosenamen “Honey” als seine Frau erahnte.
Dann wurde Veronica Köhler gefunden, am 25. Januar 2001, kurz nach zwölf Uhr, von ihrer Schwiegermutter. Die Ambulanz und die Polizei kamen. Und es kam die Nachricht, dass am Donnerstagvormittag in Schildow eine 33-jährige Malaysierin leicht verletzt und gefesselt auf ihrem Grundstück aufgefunden worden sei. Die Frau habe angegeben, von Unbekannten entführt, unter Drogen gesetzt und geschlagen worden zu sein. Es handle sich um die Frau eines Mitarbeiters von Außenminister Joschka Fischer. Es war eine Nachricht, bei der man fror.
Michael Köhler war damals einer von vielen in der Pressestelle im Auswärtigen Amt. Aber die gab keine Auskunft darüber. In Schildow kreisten die Boulevardjournalisten. Die Polizei setzte sofort eine Sonderkommission ein. Der deutsche Außenminister und der malaysische Botschafter ließen sich unterrichten. Schnell aber hatten Polizei und Staatsanwälte den Verdacht, dass alles gelogen sei. Sehr schnell. Schon am 26. Januar 2001, kurz vor halb zehn abends. Spiegel-online zitierte einen Anonymus aus Brandenburgs Justizministerium. Der Fall mit seinen “teils widersprüchlichen Aussagen”, sagte er, wecke “Erinnerungen an Sebnitz”. Sebnitz, die große Lüge einer verzweifelten Mutter, die an den Ertrinkungstod ihres Fünfjährigen nicht glauben mochte. Und das Märchen von rechtsradikalen Mördern erfand. Ein Teil der Medien saß der Geschichte auf. Und dem saß der Bundeskanzler auf, und dann waren alle blamiert.
Am 26. Januar abends, als der Zweifel in der Welt war, wurde Frau Köhler das erste Mal befragt. Es hatte noch keine Widersprüche in ihren Aussagen geben können. Die Spuren waren längst nicht ausgewertet, die Gerichtsmedizinerin hatte die Frau noch nicht einmal gesehen.
Veronica Köhler, eine Tamilin mit malaysischem Pass, ist klein, ihre Haut kräftig braun, das schwarze Haar, das sie sich kurz schneiden ließ, ist nachgewachsen, man sieht die Löcher nicht mehr. Sie redet an einem ihrer letzten Tage in Schildow über die Vorfälle, weil sie weiß, dass sie mit ihrem Mann und den zwei Töchtern nach Peking zieht. Michael Köhler hat sich nach China versetzen lassen, eher als geplant, “nicht weil wir die Behörden fliehen wollen”, sagt er ruhig, wie er alles ruhig sagt, ein großer bäriger Typ mit braungrauen Locken und runder Brille. Es sei nur so, dass seine Frau sich nicht mehr traue, allein das Haus zu verlassen. Zwei Jahre haben Köhlers in Deutschland gelebt, sie wollten länger bleiben. Das eigene Haus in Schildow sollte ihr Refugium sein in der Welt.
Der Mann mit der Jacke
In Kuala Lumpur lernte Köhler seine Frau kennen, vor elf Jahren, sie arbeitete auf dem Flughafen. Bevor sie nach Berlin zogen, waren sie in Ulan Bator und in Hongkong. Jetzt Peking. Die Dinge hinter sich lassen. Sie sagt, sie habe sich nichts ausgedacht. Warum sollte sie? Die Polizei habe sie im Stich gelassen.
Der 25. Januar 2001 beginnt wie jeder Tag, Köhlers stehen um sieben Uhr auf, sie weckt die Töchter, Vanessa, die Achtjährige und Jessica, die Fünfjährige. Vanessa geht zur Schule. Sie frühstücken mit der Schwiegermutter, die auf Besuch ist. Sie ist da, weil Veronica am 11. Januar angepöbelt worden war, von Christoph B., einem 18-jährigen Rechten aus dem Ort. Er trägt oft eine Jacke, auf der “Weiß und Stolz” steht. Und Veronica ist nicht weiß. Er stand an der Bushaltestelle, als sie mit dem Rad vorbeifuhr. Er trat nach ihr und bedrohte sie, sie fiel hin. Es gab Zeugen. Sie zeigte ihn an.
Die Schwiegermutter ist da, weil Veronica vorerst nicht allein sein will im “Tegeler Fließ”, einer neuen Eigenheimsiedlung, wie es sie dutzendfach gibt am Rande Berlins, hübsch und sauber, mit lauter Familien. Nur vormittags ist es hier wie ausgestorben. Und Christoph B. weiß, wo sie wohnt. Am 25. Januar aber traut sich Veronica wieder allein heraus.
Ihr Mann verlässt das Haus vor neun. Mit ihrer Bekannten Frau B. bringt sie, wie immer, Jessica zum Kindergarten, putzt dann mit der Schwiegermutter das Haus, spricht kurz mit Nachbarin K. und vereinbart am Telefon einen Termin bei der Ärztin im Ort, für 11 Uhr. Sie setzt einen Topf mit Gemüse auf und wischt den Boden. Zwanzig vor elf sagt sie zur Schwiegermutter, dass sie jetzt gehe.
Bis jetzt ist es ein normaler Tag einer Hausfrau und Mutter, die Haare schulterlang, die Kleider intakt, asiatisches Essen auf dem Herd. Bis hierhin gibt es Zeugen, ab jetzt nicht mehr. Ab jetzt glaubt ihr die Polizei nicht mehr.
Sie schlägt den Weg zum Arzt ein, als ein Auto, “schmutzig, like a Bauarbeiterwagen”, neben ihr bremst, zwei Männer springen heraus, ihre Gesichter sind nicht zu sehen, weil sie Kapuzen tragen, tief ins Gesicht gezogen. Sie bekommt einen Schlag an den Kopf, einen Tritt in die Seite und wird ins Auto gestoßen. Das Auto fährt los, sie hat rasende Angst. Sie denkt noch nicht an “Nazis or some like that”. Das Auto prescht weiter, sie erkennt durchs Fenster ein Hinweisschild, “Oranienburg”, einmal noch hält es, sie sieht Mülltonnen. Es geht weiter, über eine Holperstraße. Dann hält es an einer abgelegenen Stelle, die sie nicht kennt. Sie wird in eine Art Container hineingetrieben, gelblich, er steht erhöht. Zwei Stufen muss sie nehmen, einer der Männer tritt ihr in die Kniekehlen, mit Springerstiefeln. Im Wagen sind zwei junge Frauen, eine hält sich einen Schal vors Gesicht. An der Wand hängt ein Hakenkreuz. Eine Frau sagt: “Nicht schon wieder, Jürgen.” Veronica Köhler soll zwei längliche weiße Pillen schlucken, befehlen sie ihr. Sie steckt die Pillen in ihre Hosentasche, eine Frau sieht es. Aus Köhlers Tasche nehmen sie die Nagelschere und zwingen ihr damit den Mund auf, sie schluckt das Zeug. Die Wörter beginnen zu hallen, die Schläge dröhnen in ihr, aber schmerzen nicht mehr. Sie wird entkleidet, traktiert, auch zwischen den Beinen. “Lass sie doch”, sagt eine Frau noch. Mit einer Schermaschine wollen sie ihr den Kopf rasieren, das Gerät versagt nach dem ersten Ansatz, wütend wirft es der Mann weg. Mit einer Schere schneidet er Strähnen ab. Veronica Köhler blutet am Ohr und am Mund, irgendwann schwinden ihr die Sinne.
Das ist ihre Geschichte.
Als die Sinne wiederkehren, im eigenen Schuppen, die Schwiegermutter, die Sanitäter, die Polizei um sich herum und bald auch ihr Mann, redet sie wirr: von einer Gruppe von Leuten, von Oranienburg, von Schmerzen, von Containern. Im Schuppen steckt ihr Schlüssel, innen.
Die Polizisten fragen sich: warum innen? Sie fragen sich, warum lassen die Täter ihr das Handy? Warum bringen sie ihr Opfer nach Hause und gehen das Risiko ein, gesehen zu werden? Warum gibt es keine Zeugen? Warum lässt sich die Frau nicht sofort gerichtsmedizinisch untersuchen? “Untypisch und wenig kooperativ” findet das Polizist Gert Ihlau, der Leiter der Abteilung Schwerstkriminalität im Präsidium Oranienburg. Er sagt nicht, dass die Frau an dem Tag schon viele Stunden im Krankenhaus Henningsdorf untersucht worden war und auch von ihrer Frauenärztin, dass sie nur noch nach Hause wollte. Ruhe, sagen Psychologen, sei wichtig nach so einem Schock. Wenn man glaubt, dass es ihn gab.
Polizist Ihlau, ein Mann um die 50, groß, dunkelhaarig, Schatten um die Augen, echauffiert sich stets ein wenig über Dinge, die an sich nicht verwunderlich sind: darüber etwa, dass Veronica Köhler lieber englisch aussagen wollte, “wo sie doch erst gut deutsch gesprochen hat”. Er spricht sehr entschieden. Seine Augen sprechen oft anders. Unsicherer.
Die Polizei ermittelt, wie es heißt, in alle Richtungen. Sie fragt bei Experten nach, ob es in Malaysia rituelle Haarabschneidungen gibt: negativ. Sie forscht nach, ob Köhlers Ehe krisele: nicht, dass man wüsste. Sie überprüft das Alibi von Christoph B.: sicher. Sie sucht das Haus der Köhlers auf “Haarbruch-Spuren” ab: nichts. Sie findet nirgends den Container. Am 2. Februar liegt der Bericht der Gerichtsmedizinerin vor. “Das Schädigungsmuster lässt sich dem angegebenen Vorfall ohne grobe Widersprüche zuordnen”, steht da. Es “ergeben sich keine zwingenden Anhaltspunkte für eine Selbstschädigung.” Offenbar sollte man sie daraufhin untersuchen: ob sie sich selbst misshandelt hat.
Die Ermittler haben längst ihre heiße Spur. Am 31. Januar, schon sechs Tage nach dem Vorfall, hören sie den Psychiater Lutz Belitz an. Er soll auf Grund der Aussage der Frau und der Eindrücke, die ihm die Polizei liefert, eine Expertise über ihren Gemütszustand liefern. Es sind, so man es glaubte, Eindrücke von der Frau am Tag nach einer Entführung und Misshandlung. Veronica, erinnert sich ihr Mann, war damals sehr aufgebracht. Sie habe die Polizei beschimpft und ihn und Deutschland. Sie habe allen vorgeworfen, sie nicht beschützt zu haben. Dann aber habe sie sich beruhigt.
Aggressivität und Stimmungsschwankungen seien durchaus üblich bei traumatisierten Opfern von Gewalt, sagen Psychologen. Das Schimpfen aber beeindruckt die Ermittler. Sie wollen wissen: Kann sie die Tat erfunden haben? Was der Psychiater der Polizei sagt, liefert er Anfang Februar schriftlich nach. Er kommt zu der Auffassung, dass es sich bei den Taten “hochwahrscheinlich um eskalierende Zweckhandlungen” handele. Von “sozialem Hilfeschrei, Fernweh, Feindseligkeit” in Schildow schreibt er, vom “Schaffen von Gründen für ein beabsichtigtes Fortgehen” aus Deutschland und dem “mangelnden Verständnis ihres Ehemanns” dafür. Gutachter Belitz hat Veronica Köhler nie gesehen oder gesprochen, auch nicht ihren Mann, keine anderen Verwandten, keine Nachbarn. Sie alle zeichnen ein anderes Bild von ihr: das einer aufgeschlossenen Frau, die Kontakt zu vielen Nachbarn hielt, die eine normale Ehe führte, die sich wohl fühlte im Ort. “Ich habe diese Kurz- Expertise nach bestem Wissen und Gewissen erstattet”, schreibt der Gutachter.
Die Polizei verlässt sich darauf, sie hat jetzt ein Motiv, sie kann sich erklären, wie all die Taten in nur 35 Minuten stattgefunden haben können: gar nicht. Sie vernimmt Veronica Köhler am 1. Februar erneut und fünf Stunden lang in Oranienburg. Davon gibt es ein Protokoll. Es ist nur zwei Seiten lang. Es steht vieles nicht in dem Protokoll. Zum Beispiel, dass Veronica Köhler trotz ihres Zustandes ins Präsidium kommen sollte, weil man ihr umfangreiche Fotokarteien zeigen wollte. Man hat ihr dann nicht ein Foto gezeigt. Es steht nicht da, dass sie nur zwei Stunden hätte befragt werden dürfen auf Anraten der Ärzte. Es steht nicht da, dass die Polizisten ihr auf den Kopf zu sagten, sie habe die Tat erfunden. “Schütten Sie Ihr Herz aus”, hätten sie gesagt. Sie habe in Hongkong im Luxus gelebt und sich jetzt verschlechtert. “Sie können mit Deutschen nicht auskommen”, hätten sie gerufen und: “Sie haben es getan!” “Hat Ihr Mann eine Affäre?” Veronica Köhler sagt, sie habe sich noch nie so als Fremde gefühlt. “Sie fragten mich, ob ich Voodoo mache.” Sie spielten auf die Figuren im Schildower Haus an. Auf der Anrichte standen sie, und darüber hingen Fotos toter Verwandter. Die Figuren stellen Hindu-Götter dar. Die Tamilin Muthama ist eine Hindu.
Ihlau bestreitet nicht, dass seine Männer die Fragen stellten, er bittet nur, deren Namen nicht zu erwähnen. Er ist nach Neuruppin gekommen, zu Gerd Schnittcher, dem Leitenden Oberstaatsanwalt. Zusammen hatten sie die Pressemitteilungen herausgegeben, die den Zweifel an Köhlers Geschichte nährten. Jeder Halbton war damals wichtig. Journalisten aus der ganzen Welt interessierten sich für den ungeheuerlichen Vorfall. Schnittcher sagt, die Frau habe sich “in ihren Angaben ständig widersprochen, mal sollen es zwei, dann fünf Entführer gewesen sein und beschreiben konnte sie ja nix”. Das hat er oft gesagt, den Agenturen, den Zeitungen, im ORBFernsehen.
Revanche vom Amt
Es stimmt bloß nicht. In ihrer Zeugenaussage vom 26. Januar gibt Köhler genaue Beschreibungen der zwei Männer und zwei Frauen im Container: Alter, Kleidung, Statur, Frisur. Bis in die Details erinnert sie sich, an eine platte Nase, dünne Beine, einen großen Busen. Die Polizei übernimmt die Beschreibungen im Februar in ihre Fahndung. Doch der Zweifel ist gesät. Am 27. Januar, zwei Tage nach der Tat, fragt die BZ: “War es gar keine Entführung?” Die Polizei, steht da, könne eine fremdenfeindliche Tat “ausschließen”. “Die Frau will so schnell wie möglich aus Deutschland ausreisen, mit ihren Kindern – aber ohne ihren Mann.”
Am 8. Februar zweifeln die Behörden die Taten das erste Mal offiziell an, und zwar beide, auch den Fußtritt von Christoph B.. Gleichwohl spricht man vor der Presse von der Geschädigten, “die sich nach dem Vorfall vom 11. Januar in einem angegriffenen psychischen Zustand befand”. Ein Vorfall, den es nicht gegeben haben soll. Der Widerspruch fällt nicht weiter auf. Eine unglückliche Ausländerin mit Heimweh, die ausgetickt ist. Ein bisschen Sebnitz. Das ist es, was hängen bleibt. Das Interesse erlischt.
Veronica Köhler erfährt nur aus der Zeitung, dass sie sich in Widersprüche verstrickt habe. Sie will einen Termin bei der Staatsanwaltschaft. Erst Ende März lädt man sie ein. Sie kann vieles aufklären und findet Fehler in der Übersetzung ihrer Aussage. So ist “push into a car” im Deutschen zur “Schubkarre” geworden. “Ja, und dann”, sagt ein Staatsanwalt, “nennt sie völlig überraschend einen Tatort!” Es ist ein trister Platz am Schildower Kiessee. Köhler hat ihn mit ihrem Mann auf eigene Faust gesucht. Bei einer Besichtigung mit der Polizei brechen sie einen Container dort auf. Er ist es nicht.
Köhlers merken, dass man ihnen nichts mehr glaubt. Sie wehren sich. Sie werten mit ihrer Anwältin jedes Blatt Akten aus, das sie zunächst nur mit Mühe von der Staatsanwaltschaft ergattern. Finden, wie sie sagen, Fehler in der Zeitleiste der Polizei. Halten den Ermittlern vor, sie seien Zeugenaussagen nicht nachgegangen, hätten Widersprüche konstruiert, finden heraus, dass Nachbarn gar nicht befragt worden sind. Veronica Köhler sagt, die Polizei habe sich nicht mal die Mühe gemacht, eine Inszenierung der Tat durchzuspielen. Wo hätte sie sich lautlos derart verletzen können? Sie bietet an, sich psychologisch begutachten zu lassen. Vergebens. Wichtige Beweise sind ohnehin verloren, die Blutprobe, die man ihr am Tattag abnahm, wird nach ein paar Tagen vernichtet. Routine. Keiner hat sie auf Drogen hin untersucht.
So geht es hin und her, zäh und im Stillen jetzt. Köhlers erheben Dienstaufsichtsbeschwerden und zeigen Polizei und Staatsanwälte an. Es führt zu nichts. Die Sache läuft endgültig fest. Schnittcher, der Leitende Oberstaatsanwalt, weiß, “wann uns der Kragen geplatzt ist und wir gesagt haben: Schluss jetzt! Es war am 2. April. Michael Köhler bringt den Schulranzen seiner Tochter zur Polizei. Als Vanessa aus der Schule kam, prangten auf seiner Rückseite lauter Hakenkreuze aus Stempelfarbe. Außerdem finden Köhlers darin den Kalender, den Veronica seit dem 25. Januar vermisst hatte. Im Kalender entdecken sie getrocknetes Blut und, in schnörkligen Lettern, Drohungen gegen die Familie, in schlechtem Englisch. Die Polizei untersucht das Blut. Es ist von Veronica. Köhlers hatten das erwartet: Blut von damals. Die Polizei denkt aber, Köhler habe nur noch eins drauf gesetzt. Man geht der Sache nicht nach. Befragt nicht die Lehrerin, geht nicht in die Schule.
Der Fall Schildow soll keiner sein, die Malaysierin Muthama Köhler, Rufname Veronica, soll alles bloß erfunden haben. Im Dezember ist die Akte geschlossen worden. Und es gibt eine neue. Im Juli hat die Staatsanwaltschaft Neuruppin Veronica Köhler angezeigt, wegen Vortäuschung einer Straftat. Jetzt laufen die Ermittlungen nur noch gegen sie.
Bildunterschrift: Ermittlungen in alle Richtungen – im Carport ihres Hauses wurde Veronica Köhler gefunden (oben); an der Straßenkreuzung will sie in ein Auto gestoßen worden sein (Mitte); den tristen Platz am Schildower Kiessee (unten) hat sie mit ihrem Mann auf eigene Faust gesucht und als Tatort ins Spiel gebracht.
Fotos: Marco Limberg
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